Ein Wendepunkt unserer Arbeit an dem Projekt war der Anschlag auf die Bonner Synagoge am 11. Mai 2021, der einige Bonner*innen „Farbe bekennen“ ließ: sie zeigten öffentlich ihre Solidarität mit Juden. 

Ermutigt durch Herrn Rolf Rau hielten Bonner Bürger*innen eine „Stuhlwache“ vor dem Gebäude ab, um religiöse Freiheiten und demokratische Werte zu bewahren. 

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Rolf Rau hat die Initiative ins Leben gerufen, eine Sitzwache vor der Synagoge zu halten. Er ist reiner Atheist, aber er pflegt zu sagen, dass er streng gegen die Rechteverletzung angeht. „Ich bin Atheist und habe mit den Juden gar nichts zu tun. Aber wenn es dazu kommt, dass die Juden in Bonn ihre Glauben nicht frei ausüben dürfen, dann ist es auch meine Synagoge“.

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Zwei Stühle vor der Synagoge. Auf einem hängt die Telefonnummer von Rolf. Man kann sich anmelden und durch diese Geste seine Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zeigen. "Juden sollen sehen, dass wir nicht nur hinter ihnen, sondern auch vor ihnen stehen", sagt Dr. Lütz (Psychiater und Theologe). "Ich bin Vertreter der Idee von kollektiver Schuld. Und wenn in meiner Gesellschaft so was passiert, bin ich auch dafür verantwortlich".

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"Ich bin hier, um meine Solidarität mit der Gemeinde zu zeigen", sagt der 17-jährige Joscha. "Viele meiner Freunde sind der Politik sehr fern. Aber ich finde es wichtig, ein Zeichen gegen Antisemitismus und Extremismus zu setzen".

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Christian ist Religionslehrer. Er sitzt vor der Synagoge aus der Überzeugung, dass das, was in Halle(Saale) passiert ist, sich in Deutschland nicht wiederholen darf. Er ist besorgt über das Anwachsen des Antisemitismus in Deutschland und versucht, ihn mit seiner Arbeit in der Schule zu bekämpfen."Ich habe mir vorgenommen, häufig über das Leben der modernen Jüdinnen und Juden im Unterricht zu erzählen. Kaum jemand von meinen Schülern und Schülerinnen hat schon einmal Juden getroffen. Deshalb halte ich es für besonders wichtig: Nur durch Kontakte und Begegnungen können Vorurteile abgebaut werden und ein Miteinander ohne Antisemitismus kann möglich werden.“

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"Ich habe Affinität zum Thema über meine Großmutter bekommen", erzählte Wolf. Seine Großmutter hatte ein Gourmet - Restaurant in Köln geführt, und, wenn es für Juden unerträglich geworden war, hatte sie drei Familien auf ihrem Speicher versteckt. "Sie pflegte zu sagen: Pass auf, den Juden muss es hier nichts mehr passieren".

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Ron ist Jude und in Tel-Aviv geboren. Die Familie von deutschen Juden ist Mitte der 50er Jahre zurück nach Deutschland gezogen.Seitdem lebt er hier und fühlt sich hier mit seiner Familie zuhause. Er sagt: "Ich bin gegen Hass und Hetze und für Menschenrechte. Eine Synagoge anzugreifen war blanker Antisemitismus und war das Gegenteil von Respekt für Menschenwürde. Deshalb konnte ich mich nicht fern halten. Ich würde mich hinsetzen, auch wenn eine Moschee oder eine Kirche in Flammen steht".

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