Natascha ist 82. In Sankt Petersburg arbeitete sie als Ingenieurin und später als Reiseführerin bis zur Auswanderung nach Deutschland im Jahr 1995. In Bonn ging ihr Traum mit der Gründung einer Bibliothek in Erfüllung.
„1995 bin ich mit meiner Familie nach Bonn gekommen. Mir hat alles hier gefallen”, erzählt Natascha, die Bibliotheksleiterin, “Nun war es mir sehr wichtig, dass wir hier literarisch up to date bleiben, wie in Leningrad. Das heißt, dass wir allen Neuigkeiten der Weltliteratur in russischer Sprache folgen können”. Also hatte sie die Idee von einer Bibliothek. Diese rief sie ins Leben und setzte sie um.
Die Bibliothek funktioniert seit mehr als 25 Jahren wie ein Verein und lebt von Beiträgen, die bescheidene 10 Euro im Jahr betragen.
Hier findet man überwiegend Bücher in russischer, aber auch in deutscher und hebräischer Sprache. Diese sind von jungen Menschen, die zum Thora-Leserkreis gehören, sehr gefragt.
Natascha ist in der Bibliothek nicht allein.
Mehrere tausend Bücher für 300 LeserInnen erfordern Verwaltung. So hat die Bibliothek ihre eigene Struktur: Buchhaltung mit Zulya, Katalogisierung mit Ada, Registration und Klubführung mit Ksenia und die professionelle Bibliotheksführung mit Elena. Jede Frau hat bereits eine Assimilationsgeschichte mit sich nach Deutschland gebracht. Und ihnen fällt somit eine erneute Integration schwerer als ihren Kindern.
Die Bibliothekarinnen versuchen, den Wünschen der LeserInnen nachzugehen und deshalb besteht außer raffinierter Literatur, die sie selber lesen, die Möglichkeit, jeden Krimi oder jedes Kochbuch zu bestellen. Die Sammlung wird nicht nur von Gemeindemitgliedern besucht. Sehr oft kommen auch andere russischsprachige Leseinteressierte einfach mal vorbei.