Der jüdische Friedhof an der Römerstraße
Kinderbegräbnisse auf dem alten Friedhof
Ein Ehrenmal weist auf die jüdischen Opfer im Ersten Weltkrieg hin.
Begräbnis des letzten Oberkantors der Bonner Synagogengemeinde
Der neue jüdische Friedhof in Bonn-Ückesdorf
Rav Abraham in der Laubhütte der Synagogengemeinde Bonn
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Rav Abraham

Rav Abraham (Oleg) kam Ende der 90er Jahren als Kontingentflüchtling nach Bonn aus der Ukraine. Dort arbeitete er als Schiffbauingeneur. In Deutschland musste er erst viel jobben, um seine Familie über Wasser zu halten, bis er von der Synagogengemeinde das Angebot bekam, als Friedhofsdirektor zu arbeiten.

Alter Friedhof und sein DirektorNeuer Friedhof und sein IngenieurRav Abraham. Steigerung

Alter Friedhof und sein Direktor

Vor fast 150 Jahren (1872) wurde der alte jüdische Friedhof in Bonn Castell angelegt. Die Familie Phillipson, aus der zahlreiche Gelehrte und Rabbiner hervorgingen, hatte ein Grundstück an der damaligen Ringstraße gekauft. Die erste Trauerzeremonie fand am 4. April 1873 statt, es wurde ein Kleinkind der Familie Heymann begraben.

Am Beispiel des Friedhofs kann man sehen, wie das jüdische Leben vor dem Holocaust war: man sieht eine ziemlich große klassizistische Trauerhalle, ein Denkmal für die gefallenen Frontsoldaten des 1. Weltkrieges, eine Grabreihe für Cohanim (die Hohepriesterfamilien), deren Abstammung man weltweit herausfinden kann. 

Rabbiner und Kantoren wurden separat beigesetzt. 

Das erklärt uns der Friedhofsverwalter, der außerdem die Trauergruppe Chevra Kaddischa (heilige Bruderschaft – seit dem 16. Jahrhundert existente Tradition) leitet, die die ganze Trauerarbeit von Grabvorbereitung bis zur psychologischen Beratung von Familien übernimmt.

Heutzutage wird alles viel demokratischer und vielfältiger gehandhabt.

Neuer Friedhof und sein Ingenieur

Die Sonne schien. Zwei kleine ältere deutsche Frauen bewunderten die fast gemütliche Ruhe des Ortes und sagten zueinander: „Hier möchte ich liegen“. Das machte den Friedhofsverwalter stolz und seine Laune stieg. 

Die wie mit einem Lineal gezogenen, exakt ausgerichteten Gräberreihen, Grabsteine mit überwiegend russisch-jüdischen Namen, saubere Zwischengänge, Blumen, sowie hier und da aufgestellte Bänke zeichnen den neuen jüdischen Friedhof aus, der Mitte der 90er Jahre angelegt wurde. Damals sah es dort ganz anders aus: eine hügelige Landschaft außerhalb der Stadt, Äcker, Lehm, Staatsforst – niemand traute sich dort hin. Als der heutige Verwalter den Betrieb übernahm, gab es dort nur zwei oder drei unebene Grabreihen.

Heute hat man dort sogar die Möglichkeit für die Bestattung nichtjüdischer Ehepartner geschaffen, was für die Leute aus den ehemaligen sowjetischen Ländern sehr wichtig ist, da der dort herrschende Atheismus oft zu gemischtreligiösen Ehen geführt hatte. Viele fanden aber erst hier in Deutschland zu ihrer Jüdischkeit (ihren religiösen und kulturellen Wurzeln). Auch für interkonfessionelle Familien, die bereits in Deutschland zwischen Juden und Nichtjuden entstanden sind, ist eine solche Möglichkeit der Bestattung wichtig.

Rav Abraham. Steigerung

Der Weg Olegs, zurzeit eher mit dem jüdischen Namen „Abraham“ genannt, zur Religion war sehr lang und uneben: vom sowjetischen Atheisten hin zum frommen Juden, dessen Aufgabe er selbst in der Bekehrung anderer Juden sieht.

Das ist ein sehr warmer und wohliger Ort”, sagt Rav Abraham über die Bonner Synagoge. Früher hatte die Kirche als Institution für ihn eine ganz andere Bedeutung, sie wirkte auf ihn eher bedrückend. Aber hier, in der Synagoge, fühlte er sich von Anfang an wohl. Sie war seine Oase.

So begann er, regelmäßig die Synagoge zu besuchen. Im Laufe der Zeit  kam er zur Erkenntnis: die Gemeinde existiert vor allem für das Gebet. Und so organisierte der ehemalige Atheist einen Kreis für Thora – Lesende. Vor der Corona-Pandemie sorgte er dafür, dass die Leute nicht nur mindestens einmal in der Woche zusammenkamen und lernten, sondern auch die Regeln und Traditionen des Judentums im Alltag pflegten. 

Unsere Aufgabe ist es„, sagt Rav Abraham, „die Gesetze Gottes zu befolgen und ein Modell für andere Völker zu sein. Dafür haben wir die Thora als Anweisung bekommen. Leider haben wir Juden  es bis heute nicht geschafft, besser zu werden„.