Sergey ist 39 und kommt aus der Ukraine.
In einer Kletterhalle in Beuel
Sergey arbeitet als Pfleger in einem Altenheim.
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Sergey ist 39 und kommt aus der Ukraine. Schon seit 20 Jahren lebt er in Bonn. Zurzeit macht er eine Ausbildung zum Krankenpfleger. Er treibt viel Sport und definiert sich selbst als Weltbürger.

Sergej ist ehrlich und sagt ganz offen: „Ich weiß, dass ich Jude bin, aber das unterscheidet mich nicht von anderen„. Er kam mit 17 aus der Ukraine (Großstadt Charkow) nach Deutschland.

Für einen jüdischen Jungen sehr untypisch hatte er dort nach der 9. Klasse eine Ausbildung als Schweißer begonnen. Ein Jahr später stand er bereits in Bonn, ohne deutsche Sprachkenntnisse und ohne klare Vorstellung, wohin es weitergehen soll. Die Familie ist dank seiner jüdischen Großmutter nach Deutschland gekommen.

Im Gespräch wollte er überzeugen, dass es zumindest in seinem Leben keine Klassifizierung der Juden, und schon gar keine Identifikation mit dem Holocaust gäbe. Er sucht nach seiner eigenen Wahrheit, die mit Religion oder ethnischer Herkunft nicht verbunden ist. 

Erst Ende der 90er Jahren hat die Familie sich Gedanken gemacht, zu emigrieren. Vorher war Zugehörigkeit zum Judentum fast nie ein Thema gewesen. Man hatte daraufhin  intensiv überlegt, wo es der Familie besser gehe: in Israel oder in Deutschland. Das Klima, die Oma und die wirtschaftliche Grundlage Deutschlands hatten überwogen. 

Sergej hat jedes Recht, die Wahrheit unverblümt zu sagen da er seit seinem ersten Tag hier arbeitet. Mit dem Leben in Deutschland kommt er klar. “Ich könnte mir ein solches Leben wie hier in der Ukraine gar nicht erlauben”, fügt er hinzu. “Ich sehe, wie schwer meine Freunde dort ihr Brot verdienen. Wir haben zwar gesucht, wo es uns leichter wird, das liegt aber in der Menschennatur”. 

Da viele Menschen aus ethnischen Gründen in der Ukraine und überall in den ehemaligen GUS-Ländern keine Arbeit finden konnten, viele auch keinen Studienplatz bekamen (wie zum Beispiel in hoch angesehenen medizinischen Fakultäten oder ähnlichen), ist kein Geheimnis. Insofern betrachtet Sergej seinen Umzug wie eine Flucht vor Freiheitsentzug.